LokomotivzubehörNun einige Bemerkungen über das
Lokomotiv-Zubehör. Die Entwicklung der Steuerung war als
interessantes Studium Gegenstand vieler gelehrter
Abhandlungen. Wie wir sahen, geht die Nutzbarmachung der
Dampfdehnung bis auf die Tage von Jooch und Robert
Stephensons Firma um 1840 zurück. Eine primitive Form der
Expansions-Ausnutzung zeigte schon die amerikanische
Versuchsmaschine von James 1831. Bei diesen Problemen ging
es darum, den Kreislauf der Einströmung, Expansion und
Ausströmung in den Zylindern früher durch das sogenannte
Voreilen eintreten zu lassen. Das geschah durch Einführen
der Kulisse (gebogen bei Gooch und Stephenson, gerade bei
Alexander Allan), die den Umsteuerhebel näher an seinen
zentralen (neutralen) Punkt legte, so daß der Dampf
wirtschaftlicher, weil schneller, strömen konnte. Mit
Aufkommen dieser Steuerung war erstmalig ein wirklicher Schnelllauf
über eine große Entfernung möglich. Mit den alten nicht
expandierenden Steuerungen verbrauchten die Lokomotiven mehr
Dampf, als der Kessel überhaupt erzeugen konnte. Völlig unabhängig von ihm erfand im folgenden Jahr Edmund Heusinger in Deutschland die gleiche Steuerung. Trotz der Verwandtschaft des Systems wurde hier keinerlei Urheberrecht verletzt. Heusinger von Waldegg (wie er nach seiner Erhebung in den Adelsstand hieß) erkannte offen und anständig Walschaerts Priorität an. Diese beiden ersten Radialsteuerungen verwendeten die Schwünge als neues Element. Die Verwendung einer Schwingenkurbel anstelle des Exzenters war Heusingers Werk, die Steuerung wurde deshalb später nach beiden Männern genannt, je nach Gewohnheit der Techniker des betreffenden Landes. Von einer Verletzung von Patentrechten ist bei beiden keine Rede, sie gerieten aber auch nicht in bittere Armut wie seinerzeit der gute Richard Trevithick. Mehrere jüngere amerikanische Steuerungen gehören in die Walschaerts-Heusinger-Familie. Eine im späten neunzehnten Jahrhundert viel verwendete englische Steuerung von einigem Interesse war die von David Joy (dem mutmaßlichen Konstrukteur der früher schon erwähnten Jenny Lind-Maschine). An Hand einer Zeichnung einer Joy-Steuerung lässt sich erkennen, daß sie ohne Exzenter und Umkehrkurbel-Betätigung auskam. Diese Vereinfachung wies jedoch den Nachteil auf, daß die Kurbelstange durchbohrt werden musste. Das mochte angehen, wenn die Lokomotive klein war, konnte aber bei großen Maschinen und hoher Geschwindigkeit zu bösen Brüchen führen. Die Steuerung kam auf verschiedenen englischen Bahnen in Mode, besonders bei der North Eastern und der London and North Western Railway. In den frühen achtziger Jahren wurde sie von den Altoona Works bei Pennsylvania Railroad eingeführt, die Abmessungen der amerikanischen Lokomotiven der London and South Western Railway von William George Beattie einbohrte Kurbelstangen wenig wünschenswert erschienen. Zu jener Zeit herrschten noch überall
Flachschieber vor, obgleich mit dem Aufkommen höherer
Dampfdrücke die Verwendung von Kolbenschiebern notwendig
wurde. Diese gab es bereits seit Mitte der siebziger Jahre,
sie waren in einige Lokomotiven der London and South Western
Railway von William George Beattie eingebaut, dem Sohn des
Mannes, der so geschickt mit Feuerbüchsen und
Speisewasservorwärmern umgehen konnte. Die Sache erwies
sich als verfrüht. Die metallurgischen Kenntnisse hinkten
hinter der Praxis her. Es gab eine Reihe schwerer Versager,
und soweit es die South Western Company betrifft, flog W. G.
Beattie "raus". Zu seinem Nachfolger wurde der
ehemalige italienische Seeoffizier W. Adams berufen. Moderne
Ideen können einem Mann mitunter teuer zu stehen kommen. Glücklicherweise
hatte der alte Joseph Beattie sein Wunderkind wohlversorgt
hinterlassen. Eines
der frühesten und zugleich besten alten Sicherheitsventile
war das von John Ramsbottom von der London and North Western
Railway, das in den späten fünfziger Jahren patentiert und
an der Lok Nr. 471 der London und South Western ausprobiert
wurde. Sein modus operandi ist wie bei den Steuerungen
leicht zu übersehen, es wurde außer in Nordamerika, wo man
in den neunziger Jahren direkt belastete Sicherheitsventile
einführte, viel verwendet. Man baute es in Säulen oder
Hauben, welche Eingriffe von Maschinisten abhielten. Ein schönes
Exemplar war das Ashton-Sicherheitsventil, ein anderes das
in Nordeuropa viel verwendete Richardson-Ventil, üblich in
Schweden und Finnland. Hübsche kleine in Messing-Säulen
gekapselte direkt belastete Ventile blieben lange in
Schottland und Australien populär. Sie waren meist am Dom
montiert, und es war unmöglich, an ihnen herumzuspielen, genauso wenig
wie am Wilson-Ventil, das dem von Ramsbottom ähnelte und
besonders in Belgien beliebt war. Es trug aber die Federn
innerhalb der Säulen und erhob sich gegen den Druck statt
durch Spannkraft, hob dann aber mit Federspannung konische
Kappen von den Säulen ab. Aus der Welt der Eisenbahn. |
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